24 Gedichte

Hier sind 24 Beispielgedichte: 8 veröffentlichte,

8 gereimte und 8 ungereimte.

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8 X VERÖFFENTLICHT
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Heldentum und Ausnahme

Ich würd dich gerne vor was retten,
vor Monstern etwa oder Spinnen.
Wenn die dich in der Mangel hätten,
dann könnt ich dich zurückgewinnen.

Du wärst mir eine liebe Last
im Tropensturm und im Taifun.
Bloß wenn du hohe Schulden hast,
dann kann ich auch nichts für dich tun.

(in: WORTBEBEN im Lerato-Verlag)
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Schonkost

Den Zauber der Frau Melchior,
den wird sie nie verraten.
Und wer ihr auf die Schliche kommt,
den wird sie schonend braten.

So wie den Gottfried Rübensam,
der hat’s herausgefunden.
Er klopfte schonend bei ihr an
und ist seitdem verschwunden.

(in den Anthologien der Bibliothek
deutschsprachiger Gedichte)
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Feengarten

Ich sitz in einem Feengarten,
wo alle Dinge anders sind.
Die Welt steht still, die Zeit muss warten,
ein Gernegrößchen weht im Wind.

Zwei Frösche spielen Schenkelgeigen,
ein Krokodil erzählt vom Nil.
Die Feen tanzen einen Reigen
und drehen sich und kichern viel.

Ich blinzle – plötzlich ist verschwunden,
was eben noch mein Herz erfreute.
Die Uhr tickt wieder die Sekunden …
Na gut, das war’s dann wohl für heute.

– Da sehe ich’s und ruf Hurra!
Das Gernegrößchen ist noch da.

(in dem E-Book: „Hoffnung im Untergang“)
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Maikäfer flieg!

„Da ist ein Maikäfer an der Tür
mit schlechten Nachrichten aus
Pommerland. Ich weiß gar nicht,
wie ich’s dir sagen soll …“

(in: eXperimenta, online-magazin)
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Nachkriegsfliege

Es sagte eine Eintagsfliege
an einem Tage nach dem Kriege:
Wie schön und friedlich ist die Welt!
Mal sehn, ob’s lebenslänglich hält.

– Oder ist das zu lang?
fragte sie bang.

(in: LEBEN UND TOD beim Lerato-Verlag)
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Things

I like things.
They make
good presents.

(in der Anthologie von „Writers‘ Ink“)
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Wohnen am Meer

Heute fahren viele Schiffe
übers tiefe, blaue Meer.
Von Wohnzimmerfenster-Ost
nach Wohnzimmerfenster-West
und umgekehrt.
Wie gern bin ich zu Haus!

(In: „Menschen am Meer“ im Elbverlag.)
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Späte Nacht und früher Morgen

Ich fürchte keine Dunkelheit,
kein Nacht- und Alp-Getier.
Im Dunkeln seh ich weit und breit
so gut wie nichts und nehm mir Zeit,
zum Beispiel bis halb vier.

Im Dunkeln hör ich jeden Laut:
den Strom, die Küchenuhr,
den Hund, der daliegt und verdaut
und noch im Traum an Knochen kaut,
das Heizungsrohr im Flur.

Ein früher Milchmann nähert sich,
wie er’s wohl immer tut,
und klingt schon wach und morgendlich.
Ich gähne und umfasse dich
und weiß, mir geht es gut.

(in: „Menschen im Glück“ beim Elb-Verlag)
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8 X GEREIMT
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Drei Spatzen

Drei Spatzen haben in der Nacht
den Bundeskanzler umgebracht.
Doch sind sie putzig, flink und klein.
Wer könnte ihnen böse sein?
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Warnung vor der Gurke

Schlimmer als der schlimmste Schurke
ist die Kongo-Killer-Gurke!
Gar mancher wurde aufgefunden,
ergurkt,mit tiefen Gurkenwunden.

Die Killer-Gurk‘ noch kein Mensch sah:
Kann sein, dass es was andres war.

(ungefähr mein erstes überlebendes Gedicht)
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Häusliches Schamgefühl

Ich dusche nur mit Badehose:
Vielleicht bricht jemand bei mir ein,
und für den Fall, dass dies passiert,
möcht ich nicht unbekleidet sein.
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Auf dem Rade

So oft ich junge Paare
beim Fahrradausflug seh,
befällt auf meine Jahre
mich Seufzen und ein Weh.

Im Körbchen Picknickware,
ein Spiel und Früchtetee.
Im Fahrtwind Mädchenhaare
und Sommer ist’s, juchhe.

Ja, Liebe auf dem Rade!
und ich bin alt, wie schade,
so ungern ich’s gesteh.
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Nachtleben

Im Fenster hängt Kollege Mond
und leuchtet durch die stille Nacht.
Wir beide sind sie längst gewohnt
und haben sie zum Tag gemacht.

Wir schaun uns an und reden nicht,
kann sein, wir kontemplieren.
Im Spiegel seh ich Mondenlicht
und mich ein Mondgesicht probieren.

Im Mondschein schimmert weiß und matt
und wie gemeißelt in den Berg
ein jedes Dach der Mondscheinstadt
als heimliches Gespensterwerk.

Der nächste Morgen bricht heran,
ein neuer Kreislauf zieht uns fort.
Mach’s gut, mein Freund, bis morgen dann,
zur selben Zeit, am selben Ort.
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Zum Verhalten in lyrischen Wäldern

Mittsommer-Vollmond, verhallende Klänge
jenseitsvergessener Glocken im Gras,
gläserne Halme, Libellengesänge;
sehne dich, lehne dich, wünsche dir was.

Lyrisch verborgen in Aue und Wald
kann man vereinzelt noch Waldelfen sehn:
zierlich, manierlich, begehrlich und alt.

Werden zum Abend die Füße dir kalt,
sollte das wenigstens lyrisch geschehn.
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ilfe!

Die Rossel und der arme Patz,
die hatten den Anfang erloren.
Sie logen und latterten über den Latz,
erwirrt bis über die Ohren.
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Drei Kaninchen

Es waren drei Kaninchen:
der Herbert und der Klaus.
Die gingen manchmal nirgends hin
und blieben brav zu Haus.

Sie hatten je drei Ohren:
eins links und auch eins rechts.
Die gingen schnell verloren
im Eifer des Gefechts.

Sie kamen in drei Städte:
nach Köln und Altenahr.
Und weil es ihnen dort gefiel,
so blieben sie ein Jahr.

Und siehst du drei Kaninchen,
den Herbert und den Klaus,
so grüße sie von einem Freund
und schicke sie nach Haus.

(erstaunlicherweise aus meinem
Jugendroman: „Ready for Love“)
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8 X UNGEREIMT
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Gedenkstätte

Bei einer Wanderung durchs Oberfränkische stieß
ich zwischen den alten Residenzstädten Bamberg
und Coburg in einem abgelegenen, ländlichen
Friedhof auf ein einfaches jedoch gepflegtes Grab,
dessen Inschrift mir sogleich ins Auge fiel:

Gottlieb Emmanuel Tasche
(1788 – 1851)
Erfinder des Taschengeldes
r.i.p.

Ehrfurchtsvoll und mit stetig wärmer schlagendem
Herzen stand ich und gedachte des wackeren Mannes.
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Ruf eilt voraus

Majewski galt ein bisschen
als das Rotkäppchen
unter den Profifußballern.
Niemand wusste warum.
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Hände hoch!

„Hände hoch, dies ist ein
Wasserfall! …“

Oder war’s: Einzelfall?
Oder: Zufall?
Oder: Sündenfall?
Vorfall/Kriminalfall/Unfall?

Irgendwas mit -Fall jedenfalls, aber
Sozialfall war’s nicht. Wie klingt das
denn:

„Hände hoch, dies ist ein Sozialfall!“
Völlig albern. Nein nein.

Egal. Auf alle Fälle: Hände hoch!
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Das gibt ein Festessen!

Hier ist noch ein großes L
für deine Buchstabensuppe.
Ich hab’s auf dem Flohmarkt
gefunden.
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Verwandt

Hund und Staubsauger haben,
entwicklungsgeschichtlich gesehen,
dieselben Vorfahren.

Manchmal merkt man das noch.
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Einladung

Ich lade dich ein,
mein Leben zu besichtigen.
Passt Dienstagabend?

Bring was zu essen mit.
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Garten bei Wissmar

Ist Ihnen mal aufgefallen:
Ihre Gartenzwerge gucken alle
in dieselbe Richtung.

Wie viele sind das überhaupt?
15 Stück.
Und alle in dieselbe Richtung.

Auf was warten die? Sind die
religiös?
Erstaunliche Leute, Gartenzwerge.
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Glimpflich

Bestimmt war Bernd der erste,
der mit einem verletzten Regenwurm
beim Tierarzt auftauchte.
Zum Glück war der Mann Buddhist
und so ging die Geschichte
noch mal gut aus.

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